Himmelfahrt ohne Herrentagsausflüge! - Das ist traurig, meine lieben Herren und Väter. Da will man einmal im Jahr losziehen mit Bollerwagen und dann sowas. Gut, es kam jetzt nicht überraschend. Das hat sich ja schon seit Wochen abgezeichnet. Aber heute - das ist doch blöd.
Es gibt Momente, da werden alle Pläne über den Haufen geworfen. So war es damals auch. Die Jünger hatten verkraften müssen, dass Jesus gekreuzigt und gestorben war. Doch dann hatten sie die Auferstehung erlebt - wider alle Vernunft. Jesus war zurück. Der Tote wieder lebendig. Das Unmögliche war passiert. Halleluja!
Ja, so könnte es weitergehen! Sie machen einen Ausflug. Sie besteigen zusammen einen Berg. Was für eine großartige Aussicht! Was für eine tolle Atmosphäre. Alle sind zusammen. Alles ist gut. Sie sind dem Himmel so nahe.
Doch als es am Schönsten ist - da entschwindet Jesus. Er fährt auf in den Himmel. Fragen Sie mich nicht: Wie? Ich weiß es nicht.
Die Jünger müssen ihre Pläne also wieder über den Haufen werfen. Denn nicht nur die gemütliche Herrenrunde unter freiem Himmel ist von jetzt auf gleich zerstört.
Pläne werden durchkreuzt - davon können auch einige unter uns in diesen Wochen sehr traurige Lieder singen. Und keiner kommt und sagt: „Hey, wach auf, du hast bloß schlecht geträumt.“
Ob das die Jünger damals so empfunden haben? Das weiß ich nicht. Aber ich weiß: die Jünger stehen nicht lange hilflos rum. Sie finden sich zusammen, weil ihnen das gut tut. Gemeinschaft halten, gerade in schwierigen Zeiten - das ist für sie ein Stück Himmel. Und so entstehen die ersten christlichen Gemeinden.
Mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen, und trotzdem den Himmel im Blick haben. Das wünsche ich auch uns an diesem Himmelfahrtstag.
- Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer -
Das ganze zum Nachhören: MDR Sachsen-Anhalt / Angedacht / Peter Herrfurth / Donnerstag, 21.05.2020
https://www.mdr.de/mdr-sachsen-anhalt/programm/audios-mdr-radio-sachsen-anhalt-100.html