Vom 3. bis 5. März fand in Halle (Saale) die diesjährige Frühjahresvollversammlung des Landesjugendkonvents (LJK) der Evangelischen Kirche in Mittel-deutschland (EKM) statt. Das Wochenende wurde unter die Frage gestellt, wie politisch Kirche sein sollte.
Hierzu wurde Prof. Dr. Manuel Vogel (Professor für Neues Testament, Uni Jena) eingeladen, der dem Plenum am Freitagabend nach einer thematischen Einführung für ein offenes Gespräch zur Verfügung stand. Er sensibilisierte für politische Probleme und rief zum Einmischen auf.
"Wir sollten dazu fähig sein, ganz klare Positionen zu vertreten. Dabei ist es wichtig, ein gutes Maß zu finden zwischen Laut sein und auf die Straße gehen und positiver Diskussionskultur. Wir sind aber auch für eine klare inhaltliche Abgrenzung zu rassistischen, völkischen und demokratiefeindlichen Positionen.", so Julia Braband, Vorstands-vorsitzende des LJKs.
Am Samstagmorgen wohnte der Präses der Landessynode, Dieter Lomberg, der Vollversammlung bei. Auch mit ihm wurde ein gutes Gespräch darüber geführt, wie politisch Kirche seiner Meinung nach sein müsse. Er selbst empfindet die Kirche durchaus als politisch, sieht allerdings, auch bei der Jugend, noch Platz nach oben. "Sie ist in ihrer jetzigen Form zu brav und provoziert nicht genug.", ergänzte Landesjugendpfarrer Peter Herrfurth.
Am Samstagnachmittag kamen die Delegierten in Kleingruppen zusammen. Eine Gruppe erarbeitete eine Kampagne zum Wahlaufruf für die Bundestagswahl im September diesen Jahres, welche am gleichen Wochenende wie die nächste Vollversammlung des LJKs stattfinden wird. Die Ergebnisse dieser Aktion werden Sie in den nächsten Monaten sicherlich häufig entdecken, spätestens auf der Landessynode unserer Landeskirche. Zwei weitere Gruppen setzten sich thematisch damit auseinander, wie man mit undemokratischen Gruppierungen, wie der AfD, umgehen könne. Ein abschließender Konsens konnte bisher noch nicht beschlossen werden; die Problematik wird die Evangelische Jugend der EKM in den nächsten Monaten weiterhin beschäftigen.
Es wurde ein Statement der evangelischen Jugend zur Gleichstellung der Ehe beschlossen. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur kirchlichen 'Ehe für Alle'. Der entsprechende Antrag der Jugendsynodalen für die kommende Frühjahressynode der EKM im April in Lutherstadt Wittenberg ist bereits gestellt. Im Beschlusstext positioniert sich die Evangelische Jugend wie folgt: "Die Bedenken Einzelner dürfen kein Grund dafür sein, die 'Ehe für Alle' einzuschrän-ken. Jeder Mensch ist als Individuum geschaffen und keiner darf wegen seiner sexuellen Neigung diskriminiert werden. Denn menschliches Zusammenleben ist so bunt wie Gottes Schöpfung!"
An diesem Wochenende wurde auch gewählt. So musste sich der LJK schweren Herzens von Stephanie Riese (Kirchenkreis Jena) verabschieden, die aus persönlichen Gründen ihre Arbeit im Landesjugendkonvent beenden muss. Neben ihr beendete auch Lisa Winkler (Kirchenkreis Salzwedel) ihre Arbeit im Vorstand. Dafür gratuliert der LJK Rebekka Irma Grotjohann (Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt), Richard Lehmann (Kirchenkreis Henneberger Land) und Lucas Fiedelak (Kirchenkreis Naumburg) zu ihrer Wahl in den Vorstand. Für Lucas ist dies bereits die zweite Legislatur.
Als Nachfolgerinnen für Stephanie Riese wurden Charlotte Frank (Kirchenkreis Mühlhausen) in die Jugendkammer des bejm, dem Dachverband evangelischer Jugendverbände in Mitteldeutschland, sowie die Delegierte Juliane Marschall (Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen) in die AGLJV und die aej, also der Vertre-tung der Evangelischen Jugend auf der Bundesebene, gewählt. Felix Kalbe (Kirchenkreis Gotha) wurde für eine weitere Amtszeit im bejm bestätigt und kann somit seine Vorstandstätigkeit im Dachverband fortsetzen.
Nachdem in guter Tradition beschlossen wurde, das Jugenddankopfer weiterhin gemeinsam mit der Jugend der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) fortzuführen, durfte die Vollversammlung aus fünf Spendenzielen eine Vorauswahl über die Aktionen treffen. Aus dieser Auswahl wählt die Landesjugendversammlung (LJV) der Evangelischen Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EJBO) in zwei Wochen ein Jugend-dankopfer für die nächsten zwei Jahre. Carla Magdalena Zech (Kirchenkreis Gotha), die gemeinsam mit Philipp Huhn (Kirchenkreis Mühlhausen) als Gast an der Tagung der LJV der EJBO teilnehmen wird, sagte zu der Vorwahl: "Ich denke, dass wir zwei tolle Projektvorschläge mit nach Berlin nehmen können. Sowohl das Projekt der 'Nossob Combined School' in Wirvlei, Namibia, in der das Internat für die Schüler*innen vergrößert werden soll, als auch das Projekt 'A new dawn in the negev' in Rahat, Israel, welches unter anderem ein Berufstrainigsprogramm beinhaltet, sind sehr vielversprechende Projekte, welche beide in jedem Fall fördenswert durch uns Jugendliche sind. Wir möchten Jugendlichen, die einen schweren Start in ihr Leben hatten, eine neue Perspektive bieten. Mit beiden Projekten können wir nachhaltig helfen."
Mit einem Gottesdienst am Sonntag ging eine erfolgreiche Tagung zu ende. Der LJK dankt allen Mitarbeiter*innen, die diese Tagung ermöglicht und unterstützt haben.