Bad Blankenburg. Unter dem Thema "All you need - Sensibel für Bedürfnisse und Herausforderungen junger Menschen" fand erneut die Ökumenische Fachkonferenz Jugendarbeit vom 08. bis 11. Januar 2024 in der Landessportschule in Bad Blankenburg statt. Lest hier mehr dazu, was uns auf der Tagung bewegt hat (inklusive Fotogalerie).
Wie können wir in der Jugendarbeit auf ungleiche Lebensverhältnisse oder Kummer und Sorgen von Jugendlichen reagieren? Welche Methoden stärken sie in diesen Zeiten permanenter Krisenstimmung? Das waren Fragen, die uns 2024 auf der FAJU beschäftigt haben. Die Fachkonferenz fand erneut in ökumenischer Zusammenarbeit mit den katholischen Jugendmitarbeitenden des Bistums Magdeburg statt und auch Kolleg*innen der Landeskirche Anhalts waren zu Gast.
Traditionell starteten wir mit einem Gottesdienst in die Tagung. Darin legte Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der EKM, den Fokus auf die Jahreslosung 2024: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1.Kor 16,14). Die Botschaft: Die Frage Jesu „Was brauchst du?“ (nach Lk 18, 35-42) kann/sollte die Grundfrage unseres Dienstes sein, aber auch die unseres Lebens. Gegenüber Kindern und Alten, Jugendlichen und allem zwischendrin zu Fragen: „Was brauchst du?“.
Im Rahmen des Gottesdienstes wurde Barbara Holtermann, nach über 13 Jahren aus ihrem Dienst als Referentin für die sozialpädagogische Arbeit der EKM verabschiedet. Sie ist zum Jahresbeginn in die Arbeitsstelle für Sexuelle Prävention und Aufarbeitung gewechselt.
Anschließend wurde eine kleine "Hausaufgabe" in Kleingruppen ausgewertet: Jede Person sollte vor der Tagung mit einem Jugendlichen aus dem eigenen Arbeitsumfeld sprechen und ein aktuelles Thema, eine bevorstehende Herausforderung und ein besonderes Bedürfnis erfragen. So bekamen alle Anwesenden einen Einblick in die Dinge, die verschiedenste Jugendliche gerade beschäftigen und welche Bedürfnisse sie haben.
Genannt wurden bei Herausforderungen oft Schule oder konkret der Leistungs- und Lerndruck. Themen und Bedürfnisse waren sehr bunt gemischt, sowohl Zwischenmenschliches (Sterbefälle in der Familie), Berufliches (Ausbildungsplatz finden, Fachabitur bestehen) oder auch landesweite und globale (politische) Entwicklungen wie z.B. der Klimawandel, das Umfragehoch der AfD oder Gleichberechtigung haben Jugendliche beschäftigt.
Anschließend hielt Prof. Dr. Katharina Karl, Inhaberin des Lehrstuhls für Pastoraltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, einen Inputvortrag zum Thema „Grundlegende theologische und pädagogische Haltungen und Leitlinien für die Jugendarbeit".
Am Dienstag beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Befunden der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (2023) der EKD zur kirchlichen Jugendarbeit. Herr Dr. Edgar Wunder, Referent am Sozialwissenschaft/ichen Institut der EKD, stellte uns zusammengefasst einige Ergebnisse der KMU vor.
Meinrad Kibili, Claudius Hillebrand und Ronja Daniels vom Jugendpastoralinstitut Don Bosco in Benediktbeuern hielten einen aufschlussreichen Vortrag über die Themen, die junge Menschen aktuell umtreiben. Sie vertieften unser Verständnis für psychische Erkrankungen junger Menschen sowie ihre Herausforderungen im Alltag inmitten von verschiedenen Krisen. Zum Abschluss des Tages widmeten wir uns aktuellen Arbeitsfragen und Informationen aus der Jugendarbeit (u.a. Ev. Jugendfestival, Katholikentag, 72h-Aktion, Wahlen und Jugendpolitik).
Der Mittwoch Vormittag gehörte ganz Robin Radom, Referent im Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt. Er gestaltete einen Input zum Thema „Armutssensible Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit". Er erklärte uns Ursachen und Folgen von Kinder- und Jugendarmut genauer und präsentierte einige Handlungsansätze gegen Armut. Nach einer Pause reflektierten wir im World Café unsere Erfahrungen mit Armut in unserem Arbeitsumfeld und machten uns Gedanken, welche konkreten Handlungsansätze helfen und welche Rahmenbedingungen diese Handlungen begünstigen könnten. Wir lernten außerdem, die eigene Haltung und Vorurteile ggü. Armut zu reflektieren.
Der Mittwoch Nachmittag war prall gefüllt mit sechs spannenden Workshops.
Im Workshop "Jugendliche Lebenswelten jenseits von Gymnasium, Musikschule und Reitverein" von Winfrid Müller, Schulsozialarbeiter beim CVJM Halle, wurden Themen wie Herausforderungen an Haupt- und Realschulen, der Kontakt zu Jugendlichen und die Vernetzung von Schulsozialarbeit mit kirchlichen und verbandlichen Angeboten behandelt.
Christian Lontzek, Gemeindepädagoge Halberstadt, Pilger, bot im Workshop "Pilgernd unterwegs — ein Bedürfnis Jugendlicher?" fachliche Impulse und Erfahrungsaustausch zum Thema Pilgern mit Jugendlichen an, inklusive „Gos und No-Gos" sowie der Rolle von Spiritualität.
Unter dem Titel "Bedürfnisse junger Menschen ernst nehmen heißt sie konsequent zu beteiligen" gab Michael Seidel vom Bund Evangelischer Jugend in Mitteldeutschland Impulse, Austausch und praktische Antworten zu Fragen rund um die Bedürfnisse junger Menschen und ihre Partizipation.
Elisabeth Hahmann (Zentrum für soziales Lernen, Magdeburg) und Henry Esche (Kinder- und Jugendpfarramt der EKM) präsentierten im Workshop "‚Peilst Du noch oder checkst Du schon?' - Orientierungsläufe als Metapher für den pädagogischen Einsatz" die Methodik des Orientierungslaufs und deren pädagogische Nutzbarkeit in der Praxis.
Katrin Meuche und Söhnke Schneider von der Jungen Nordkirche führten im Workshop "Chatseelsorge — nahe an jungen Menschen" in die Jugend-Chatseelsorge ein, beleuchteten die Funktionsweise von seelsorglichen Chatgesprächen und gaben Einblicke in die Anliegen junger Menschen.
Pit Nötzold, Theater- und Kunstpädagoge aus Apolda, bot im Workshop "Herausforderung Exploration — Jugendliche mit Theaterarbeit stark machen" praktische Übungen des Autobiografischen Theaters an, um Positionen und Identitäten von Jugendlichen zu entwickeln und ihre eigenen Bedürfnisse auf die Bühne zu bringen.
Abgerundet wurde der Mittwoch durch einen Filmabend: "Fisch im Fell", produziert von der Evangelischen Jugend Bad Harzburg, handelt von einer evangelischen Jugendgruppe, die sich einen Spielfilm ausdenkt: Eine alte Blechschatulle und eine Reise in die Berge Südtirols rufen nach einem Abenteuer sondergleichen.
Am letzten Tag gab es noch einmal Gelegenheit, in zwei Zeitslots unsere eigenen Anliegen, Themen, Fragen und Probleme mit Kolleg*innen zu besprechen. Dafür trafen sich selbstorganisierte Gruppen in den Räumen, die uns zur Verfügung standen.
DANKE, dass ihr dabei wart!
Wir freuen uns auf euren Feedback und auf die nächste ökumenische FAJU vom 7. bis 10. Januar 2025 in Bad Blankenburg. Merkt euch den Termin schon mal vor, wir freuen uns auf euch!
Hier noch ein paar Fotos von der FAJU zur Erinnerung: